Flipperautomat
von A. Zaszczynski 14. Oktober 2025 Beratung Content Marketing

Klassische Funnel-Modelle wie AIDA prägen noch immer viele Marketingstrategien. Doch im heutigen B2B Marketing greifen diese linearen Konzepte zu kurz. Entscheidungen verlaufen nicht entlang eines festen Pfads – sie sind dynamisch, vernetzt und reaktiv. Zwischen Exploration und Evaluation entsteht ein „Messy Middle“, in dem Algorithmen, Bewertungen und soziale Einflüsse Kaufprozesse in Millisekunden verändern. Das APPS-FlippeModell beschreibt diese Realität neu: Es ersetzt den Trichter durch eine Spielfläche, auf der Touchpoints interagieren, beschleunigen oder abbremsen. Wer dieses Prinzip versteht, kann Customer Journeys gezielt steuern – und den Sog in Richtung Conversion bewusst gestalten.

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Das APPS-Flipper-Modell steht für einen Marketing-Ansatz, bei dem der traditionelle „Funnel“ (Trichter) durch einen „Flipper“ (Flipper) ersetzt wird, um eine dynamischere, personalisierte und datengesteuerte Nutzerführung zu ermöglichen. Die Abkürzung APPS steht dabei für die vier zentralen Säulen des Modells: Adaptiv, Personalisiert, Predictive und Self-Accelerating. 

  • Adaptiv:
    Inhalte passen sich automatisch an die Bedürfnisse und das Verhalten des Nutzers an.
  • Personalisiert:
    Jeder Kontaktpunkt (Touchpoint) im Kundenkontakt kann individuell gestaltet werden.
  • Predictive:
    Mithilfe von datengestützten Prognosen wird die Nutzerführung proaktiv verbessert.
  • Self-Accelerating:
    Empfehlungen und die Aktivität anderer Nutzer treiben die Nutzung und Interaktion von selbst weiter an (Community-Effekte).
Diese Analyseergebnisse werden in einem Maßnahmenplan zusammengeführt, der von der Markenbotschaft (Brand Fit) über die Angebotspositionierung (Solution Fit) bis zur Produktdarstellung (Product Fit) reicht, um eine auf Ziele und Ressourcen abgestimmte Roadmap zu erstellen. 

Warum Funnel-Modelle im B2B versagen (und was das Messy Middle wirklich bedeutet)

Lineare Funnel-Modelle waren über Jahrzehnte ein bewährtes Denkmodell, um Kundenentscheidungen zu verstehen. Doch in komplexen B2B Customer Journeys greifen diese Modelle heute zu kurz. Der Weg von Interesse zu Kauf ist längst kein sauberer Trichter mehr, sondern ein dynamisches Netzwerk von Signalen, Plattformen und Entscheidungsimpulsen. Teams wechseln Kanäle, brechen Prozesse ab und nehmen sie später wieder auf. Die Vorstellung einer linearen Abfolge wird damit zur Illusion – und die Steuerung über klassische Conversion-Raten verliert an Aussagekraft.

Kanal- und Gerätewechsel erzeugen echte Nichtlinearität

Im industriellen Umfeld laufen Kaufentscheidungen über Wochen oder Monate. Zwischen der ersten Informationssuche und einer konkreten Anfrage liegen oft Dutzende Touchpoints: Whitepaper, Fachartikel, Messen, Vergleichsportale, Demo-Termine. Das Buying Center besteht aus mehreren Personen mit unterschiedlichen Informationsbedürfnissen. Während technische Entscheider Funktionsdetails prüfen, bewertet das Management die Wirtschaftlichkeit. Diese parallelen, asynchronen Abläufe erzeugen Sprünge in der Journey.

Dazu kommt der Gerätewechsel: Nutzer beginnen ihre Recherche auf dem Smartphone, setzen sie am Desktop fort und schließen sie in Meetings oder über Video-Calls ab. Jeder Kanalwechsel verändert Kontext und Aufmerksamkeit. Die Journey verläuft damit nicht mehr sequentiell, sondern fragmentiert und fließend. Für die Conversion-Optimierung bedeutet das: Wer lineare Attribution nutzt, misst an der Realität vorbei.

KI-Ausspielung und Social Proof verzerren Sichtbarkeit

Algorithmen bestimmen heute, welche Inhalte in der Recherchephase sichtbar sind. In Suchmaschinen und sozialen Netzwerken werden Ergebnisse nicht nur nach Relevanz, sondern nach Kontext und Verhalten personalisiert. Das verändert die Wahrnehmung und verschiebt Einflussachsen. Eine Bewertung mit fünf Sternen oder ein viraler Fachbeitrag kann Entscheidungen massiv beschleunigen, während ein negativer Kommentar denselben Prozess abrupt stoppt.

Diese Mechanismen wirken besonders stark im „Messy Middle“, also in der Phase zwischen Exploration und Evaluation. Dort treffen Informationsüberfluss, kognitive Abkürzungen und KI-gesteuerte Inhalte aufeinander. Marken, die ihre Touchpoints hier nicht gezielt gestalten, verlieren Relevanz in Sekundenbruchteilen. B2B Marketing wird damit zu einer Echtzeitdisziplin, in der Vertrauen, Sichtbarkeit und Datenkompetenz über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Folgen für KPI-Design und Budgetallokation

Wenn Entscheidungen nicht linear verlaufen, verlieren klassische Metriken wie Conversion Rate oder Cost per Lead an Aussagekraft. Stattdessen müssen Unternehmen Journeys nach Entscheidungsräumen und nicht nach Stufen bewerten. Messgrößen verschieben sich von Funnel-Phasen hin zu Raum- und Touchpoint-KPIs: Wie stark beschleunigt ein Touchpoint die Journey? Welche Interaktionen erzeugen den größten Sog in Richtung Entscheidung?

Budgets lassen sich künftig nicht mehr statisch verteilen. Dynamische Allokation – basierend auf Echtzeitdaten – wird zum zentralen Steuerungsprinzip. Das erfordert nicht nur ein Umdenken in der Analyse, sondern auch in der Organisation: Marketing, Vertrieb und Service müssen ihre Datenströme verbinden, um das Verhalten auf der gesamten Spielfläche zu verstehen. So entsteht ein neues Verständnis von Performance – eines, das Wirkung nicht an Stufen, sondern an Bewegungen misst.

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Das APPS-Flipper-Modell – Steuerungslogik für moderne JourneysDas APPS-Flipper-Modell überträgt die Dynamik der heutigen Customer Journey auf eine neue Denklogik. Es ersetzt die starre Trichterstruktur durch eine Spielfläche, auf der Touchpoints – wie Pins beim Flipper – interagieren und Entscheidungen beeinflussen. Statt linearer Abfolge steht Vernetzung im Mittelpunkt. Vier Prinzipien bilden den Steuerungsrahmen: Adaptive, Personalized, Predictive und Self-Accelerating. Sie beschreiben, wie sich Marketing in Echtzeit an das Verhalten und den Kontext der Nutzer anpasst. So entsteht eine Journey, die auf Daten basiert, aber menschlich bleibt – weil sie Intentionen versteht, statt sie nur zu verfolgen.

Adaptive – Kontexte, Geräte und Zeitfenster in Echtzeit bedienen

In adaptiven Systemen werden Inhalte automatisch an den Nutzungskontext angepasst. Das bedeutet: Ein potenzieller Kunde, der morgens am Smartphone recherchiert, sieht andere Formate als jemand, der abends im Büro sucht. Adaptive Strategien berücksichtigen Tageszeit, Ort, Endgerät und Interaktionshistorie. KI-gestützte Systeme analysieren diese Daten in Sekundenbruchteilen und steuern den passenden Content aus.

Für Unternehmen im B2B Marketing heißt das: keine fixen Customer Journeys mehr, sondern flexible Modelle, die auf Signale reagieren. Ein technischer Entscheider bekommt ein Datenblatt, während ein Einkäufer im selben Moment eine ROI-Kalkulation sieht. Das steigert die Relevanz jedes Touchpoints und reduziert Reibungsverluste – ein zentraler Schritt zur Conversion Optimierung.

Personalized – Präferenzen und Historien gezielt nutzen

Personalisierung geht weit über Anrede oder Firmennamen hinaus. Sie bedeutet, die Intention hinter einem Klick zu erkennen und darauf zu reagieren. Im APPS-Flipper-Modell steht dabei nicht das Profil, sondern das Verhalten im Mittelpunkt. Das System interpretiert Signale – etwa wiederkehrende Seitenaufrufe oder Download-Muster – und spielt darauf abgestimmte Inhalte aus.

So entsteht eine Journey, die sich anfühlt wie ein Dialog. Nutzer erleben Relevanz, statt Reizüberflutung. Entscheidend ist, dass Personalisierung transparent und datenschutzkonform erfolgt. Je klarer der Nutzen kommuniziert wird, desto höher ist die Akzeptanz. Unternehmen, die dies beherrschen, verwandeln Daten in Vertrauen – und Vertrauen in Kaufbereitschaft. Personalisierung ist damit kein Selbstzweck, sondern das Herzstück einer realitätsnahen Customer Journey.

Predictive & Self-Accelerating – von Prognosen zur Sogspirale

Predictive-Modelle ermöglichen es, Verhaltensmuster frühzeitig zu erkennen. Sie berechnen Wahrscheinlichkeiten, mit denen ein Nutzer eine Handlung ausführt – etwa den Abbruch oder die Conversion. Im APPS-Flipper-Modell dient diese Vorhersagefähigkeit dazu, gezielt nachzusteuern: Ein potenzieller Kunde mit hoher Abbruchwahrscheinlichkeit erhält andere Signale als jemand kurz vor dem Abschluss.

Das Prinzip der „Self-Acceleration“ verstärkt diesen Effekt: Bewertungen, Empfehlungen und geteilte Inhalte wirken wie zusätzliche Pins auf der Flipperscheibe. Sie beschleunigen andere Journeys, weil Vertrauen und soziale Belege in Echtzeit weitergegeben werden. So entsteht eine Sogspirale, in der relevante Erfahrungen neue Conversions erzeugen. Predictive und Self-Accelerating Mechanismen machen das Modell nicht nur analytisch stark, sondern auch operativ effizient – ein entscheidender Fortschritt gegenüber traditionellen Funnel-Strategien.

Drei Entscheidungsräume: Solution Fit, Product Fit, Brand Fit

Die Flipperscheibe des APPS-Flipper-Modells ist in drei Entscheidungsräume gegliedert. Jeder Raum steht für eine zentrale Frage, die Käufer im Verlauf ihrer Customer Journey beantworten:

  1. Welche Lösungsart passt zu meinem Problem?

  2. Welches Produkt erfüllt meine Anforderungen?

  3. Kann ich der Marke vertrauen?
    Diese Räume – Solution Fit, Product Fit und Brand Fit – werden nicht linear durchlaufen. Nutzer springen zwischen ihnen, pausieren und kehren zurück. Entscheidend ist, dass jeder Raum eigene Logiken, Formate und Kennzahlen besitzt. Wer sie versteht, kann Touchpoints gezielt platzieren und Sogeffekte erzeugen, anstatt sie dem Zufall zu überlassen.

Solution Fit – Problemverständnis und Lösungsarchitektur

Im Solution Fit wird das Problem definiert. Hier sucht der Kunde nicht nach einem Anbieter, sondern nach Orientierung. Studien, Marktvergleiche und Leitfäden sind in dieser Phase besonders wirkungsvoll. Wer hier den Informationsbedarf präzise trifft, wird früh als kompetente Quelle wahrgenommen.

Für Unternehmen im B2B Marketing bedeutet das, nicht sofort Produkte zu bewerben, sondern Wissen bereitzustellen. Whitepaper, ROI-Rechner oder Expertengespräche schaffen Vertrauen und positionieren die Marke als Berater. Die wichtigsten Metriken in diesem Raum sind Verweildauer, Scrolltiefe und wiederkehrende Besuche. Sie zeigen, wie stark ein Touchpoint die Exploration strukturiert – und ob er den Nutzer in Richtung der nächsten Stufe zieht: den Product Fit.

Product Fit – Eignung, Konfiguration, Machbarkeitsbelege

Im Product Fit prüft der Kunde, ob die Lösung technisch, wirtschaftlich und organisatorisch passt. Hier zählen Fakten, Nachweise und Erfahrungen. Demos, Referenzen, Konfiguratoren oder Fallstudien werden zu entscheidenden Katalysatoren. Sie machen den Nutzen greifbar und senken das wahrgenommene Risiko.

Wichtig ist, dass Inhalte für unterschiedliche Rollen im Buying Center zugeschnitten sind: Techniker benötigen Funktionsbelege, Finanzverantwortliche Wirtschaftlichkeitsanalysen, Entscheider Erfolgsnachweise. Jede Persona hat ihren eigenen Informationscode. Je besser Touchpoints diese Codes spiegeln, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einem Vergleich eine konkrete Präferenz bildet. Conversion entsteht hier durch Klarheit – nicht durch Druck.

Brand Fit – Vertrauen, Werte, Risikoabsicherung

Der Brand Fit entscheidet darüber, ob eine Präferenz zur Handlung wird. Selbst das überzeugendste Produkt verliert, wenn Vertrauen fehlt. Marken müssen in dieser Phase beweisen, dass sie zuverlässig, stabil und wertekongruent sind. Zertifikate, Audits, Nachhaltigkeitsberichte und Service-Level-Agreements geben Sicherheit. Auch Employer-Branding-Aspekte und Thought-Leadership-Inhalte zahlen auf den Brand Fit ein – sie vermitteln Kultur und Kontinuität.

In einem Umfeld, in dem Austauschbarkeit zunimmt, ist Markenvertrauen der entscheidende Beschleuniger. Es bestimmt, ob Kunden wiederkehren, verlängern oder empfehlen. Eine starke Marke erzeugt Sogkraft – und genau darauf zielt das APPS-Flipper-Modell ab: Touchpoints so zu gestalten, dass Vertrauen nicht am Ende, sondern während der gesamten Journey wächst.

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Über A. Zaszczynski

Ich bin Andrea Zaszczynski und arbeite im Bereich der internationalen Public Relations mit einem speziellen Fokus auf B2B-Kommunikation. Ich bin Geschäftsführerin der Agentur AzetPR International Public Relations, einer PR-Agentur in Hamburg, die sich auf strategische Beratung, zielgerichtete PR-Kampagnen und die Implementierung effektiver PR- und Online-Strategien für Technologieunternehmen spezialisiert hat. Unsere Agentur ist bekannt für ihre Expertise in verschiedenen Sektoren wie Verpackung, Processing, Energie und und Technologie. Mein Team und ich nutzen innovative Werkzeuge wie KI für Brainstorming und zur Optimierung von SEO- und SEA-Strategien, um einen kreativen und datengesteuerten Ansatz in der Public Relations zu gewährleisten. Weitere Infos zu meiner Expertise hier!